Umweltproduktdeklarationen (Englisch: Environmental Product Declarations oder kurz EPDs) sind ein wichtiges Validierungsinstrument für Hersteller und Planer der Baubranche. Hersteller können mit ihnen transparente Daten über die ökologische Nachhaltigkeit ihrer Produkte bereitstellen und Planer können auf ihrer Basis fundiertere Kaufentscheidungen treffen.
Trotzdem hat die Branche bisher den Sinn und Zweck von EPDs größtenteils noch nicht verstanden. Barry Rust von Tata Steel erläutert im Folgenden die Bedeutung von EPDs und ihre Vorteile für Planer.
Die Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt lassen sich nur schwer übersehen. So ist es nicht verwunderlich, dass Nachhaltigkeit auch für alle Akteure der Baubranche zu einem zentralen Thema geworden ist. Damit wächst der Druck auf die Planer, die Umweltauswirkungen eines Gebäudes und der dazu eingesetzten Baumaterialien zu minimieren. Vor diesem Hintergrund ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Planer EPDs und ihren Nutzen kennen.
Eine EPD ist ein Dokument, das Lebenszyklusdaten enthält und einen transparenten Überblick über die Auswirkungen eines Produkts auf die Umwelt bietet. In der Regel reicht das von der „Wiege bis zur Bahre“. Bei einer solchen Ökobilanz werden also die Rohstoffgewinnung, der Herstellungsprozess, der Vertrieb, der Einsatz des Produkts und auch sein Wert am Ende der Lebensdauer berücksichtigt. Also auch, ob es recycelt oder wiederverwendet werden kann. Stahl ist ein Beispiel für ein äußerst nachhaltiges Baumaterial. Seine Eigenschaften eignen sich gut für die Kreislaufwirtschaft und er kann ohne Qualitätsverlust wiederverwendet und unendlich recycelt werden.
EPDs unterstützen nicht nur die Arbeit mit Lebenszyklus-Modellen und erleichtern das Verständnis, wie sich unsere Entscheidungen auf die Umwelt auswirken können. Sie liefern den Planern auch die Produktdaten, die für fundierte Entscheidungen und die Auswahl von Baumaterialien zur Entwicklung eines neuen Gebäudes oder für ein Renovierungsprojekt erforderlich sind.
So lassen sich mit EPDs beispielsweise konkrete Nachhaltigkeitsanforderungen der Kunden erfüllen, die Umweltauswirkungen eines Gebäudes bewusst verringern und sogar eine Green-Building-Zertifizierung nach BREEAM oder LEED erreichen. Denn EPDs verifizieren als unabhängiges Instrument die Nachhaltigkeit von Bauprodukten im Einklang mit internationalen Normen und tragen zur Erlangung solcher Zertifizierungen bei. Das kann sich sowohl für den Bauherrn als auch für den Bauträger positiv auswirken. Beispielsweise haben Gebäude mit BREEAM- und LEED-Zertifizierung häufig einen höheren Marktwert und erzielen einen höheren Verkaufs- bzw. Mietwert. Gleichzeitig fallen die Betriebs- und Wartungskosten des Gebäudes deutlich niedriger aus.
EPDs können von Planern auch dazu verwendet werden, um entstehende Bauabfälle besser einschätzen zu können. Dies gilt als wichtiges Problem, mit dem die Bauindustrie derzeit konfrontiert ist. Außerdem erleichtern sie die Wiederverwendung und das Recycling von Baumaterialien am Ende ihrer Lebensdauer. Darüber hinaus könnte eine reflektierte Produktauswahl in der Spezifikationsphase dazu beitragen, den Anteil des Bauunternehmens an der CO2-Bilanz des Gebäudes über seinen gesamten Lebenszyklus zu verringern. Ein Faktor, der wiederum dabei helfen könnte, dass sich der Projektentwickler in einem ansonsten wettbewerbsintensiven Markt positiv hervorheben kann.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass sich die Vorteile von EPDs auf das einzelne Projekt oder den einzelnen Bauträger beschränken. EPDs fördern ein neues ökologisches Denken und ihr Fokus auf die Bereitstellung transparenter Daten könnte das Potenzial haben, Veränderungen in der gesamten Fertigungs- und Lieferkette auszulösen. Schlussendlich könnte das der gesamten Bauindustrie zu einem höheren Maß an Glaubwürdigkeit und Nachhaltigkeit verhelfen.
Die Auswirkungen der Bauindustrie auf die Umwelt zu verringern ist eine beachtliche Herausforderung. Dennoch tragen bewusste Entscheidungen beim Bau von Gebäuden und bei der Wahl der Materialien auf lange Sicht einen großen Beitrag zur Erreichung dieses Ziels bei. Planer sollten die Mühen daher nicht scheuen, mit einem Hersteller in Kontakt zu treten, der EPDs speziell für das Produkt bereitstellt, das sie verwenden möchten. Denn so können sie fundierte Entscheidungen zum Material treffen und auch sicherstellen, dass die Umweltauswirkungen des Gebäudes berücksichtigt werden. Als Betreiber eines EPD Programms verfügt Tata Steel zum Beispiel über eine zunehmende Anzahl extern verifizierter und ISO-Standard konformer EPDs. Diese erleichtern es den Planern, auf transparente Umweltdaten zuzugreifen und den gesamten Lebenszyklus des Bauprodukts zu berücksichtigen. Gleichzeitig können Planer so maximale Punkte im Rahmen internationaler Gebäudezertifizierungssysteme sammeln.